Mit einem hochkarätigen Programm als Anlass will das NEW COLOURS festival vom 8. bis 11. September 2022 in Gelsenkirchen etwas ändern. „Es gibt viele Gründe für die Stadt Gelsenkirchen zu werben, was es braucht sind Anlässe“, sagt Bernd Zimmermann, künstlerischer Leiter des Festivals. Und tatsächlich geht es bei dem NEW COLOURS Festival nicht nur um ein weiteres musikalisches Highlight im Ruhrgebiet, sondern auch darum, die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Potenziale Gelsenkirchens zu lenken.
Letzte Plätze in nahezu allen Städterankings Deutschlands vermitteln ein Bild der Stadt, das für die Bewältigung des Strukturwandels von Kohle und Stahl, zu welch Neuem auch immer, schlechter nicht sein kann. Kaputte Straßen, marode Schulen, Schmuddelecken, No-Go-Areas, Armut. Alles das hat Gelsenkirchen. Die fatale Konsequenz dessen: Qualifizierte Arbeitskräfte und Investoren machen einen großen Bogen um die Stadt und viele Wohlhabende ziehen es vor, in anderen Gegenden zu wohnen. Kein Wunder also, dass Gelsenkirchen, einst wohlhabend nun die ärmste Stadt Deutschlands ist und, wenn es so weitergeht, auch bleiben wird. Das ist aber kein Grund, bei jedweder Gelegenheit diese Situation und das negative Image zu befeuern.
„Wer diese Stadt kennt, hat keinen Grund sich zu schämen“, meint Beate Kreter, Vorstandsmitglied des Vereins zur Förderung von Jazz und Kunst, der das Festival finanziell und mit großem ehrenamtlichem Engagement unterstützt.
Schloss Horst, innen
„Kaum eine andere Stadt hat so viele besondere Orte, in denen Kulturveranstaltungen stattfinden können und auch stattfinden,“ so sagt Susanne Pohlen, Inhaberin der Veranstaltungsagentur PublicJazz events in Gelsenkirchen und Mitinitiatorin des neuen Festivals. “So vielfältig und attraktiv die Gelsenkirchener Kulturlandschaft ist, sie bleibt leider im öffentlichen Raum unseres Landes weitgehend unsichtbar. Dies wollen wir jetzt und in Zukunft ändern.“
Nordsternturm
Die erste Ausgabe des Festivals findet in und an acht, über das gesamte Stadtgebiet verteilten besonderen Orten statt und zeichnet ein neues und buntes Bild von Gelsenkirchen. Mit dabei der ehemalige Förderturm der Zeche Nordstern (Nordsternturm), in dessen Maschinenhalle in 60 Meter Höhe ein Konzert stattfinden wird, der diesjährige Hauptspielort Schloss Horst, das als bedeutendstes Renaissance-Schloss Westfalens gilt, die zu einem Veranstaltungsraum erster Güte umgebaute Heilig Kreuz Kirche im Kreativ-Quartier Ückendorf, der Stadt.Bau.Raum, ein Kleinod der Industriekultur, der im Rahmen der Internationalen Bauausstellung zu einem Veranstaltungsort umfunktioniert wurde sowie der Wissenschaftspark, eine Halde, ein Künstleratelier und sogar eine solidarische Landwirtschaft.
Das Ensemble Rymden aus Skandinavien, Foto: Per Kristiansen
In 13 Veranstaltungen werden sowohl etablierte Künstlerinnen und Künstler wie auch faszinierende Neuentdeckungen und Geheimtipps der Stadt einen neuen Klang verleihen. Das Programm verbindet Jazz, Blues, Neue Klassik oder Pop – bei allem steht in allererster Linie Kreativität und Offenheit für Neues im Vordergrund. Zu den Top-Acts des Festivals gehört die Jazz-Legende Joachim Kühn, die norwegisch-schwedische Formation Rymden mit Bugge Wesseltoft, Dan Berglund und Magnus Öström sowie Jeff Cascaro.
Pohlen und Zimmermann, die beiden Initiatoren des Festivals und wagemutigen „Raumpioniere“ sowie ihr Team, sind davon überzeugt, dass sie mit herausragenden Kulturereignissen Gelsenkirchen in einen positiveren Kontext stellen können. Wenn Kulturschaffende, Unternehmen und Verantwortliche in Politik und Verwaltung an einem Strang ziehen, ist mit den vorhandenen Potenzialen ein sukzessiver Imagewandel machbar. Die Kulturorte und engagierten Leute, die was auf die Beine stellen wollen und können, sind schon da. Was es braucht, ist natürlich Geld und auch eine zielgerichtete Kommunikation.
Weitere Informationen und Tickets gibt es unter new-colours-festival.de
Das Beitragsbild zeigt Kid-be-Kid, Foto: Theresa Kaindl